Schlösser und Edelsitze

Auf dem Gemeindegebiet von Burgkirchen standen einst drei Schlösser:

SCHLOSS SPITZENBERG:
zwischen 1040-1060 zur Abwehr fremder Heere (z. B. Hungaros und Bulgaros) errichtet, bietet sich durch die Vielzahl der Besitzer einen Einblick in unsere nähere Gschichte. Mit 1. Jänner 1939 wurde das Schloss Spitzenberg, das bis dahin zur Gemeinde Burgkirchen gehörte, infolge der Gemeindgrenzänderung im Dritten Reich, der Marktgemeinde Mauerkirche einverleibt. (siehe Marktgemeinde Mauerkirchen).

SCHLOSS GERETSDORF
 früher Gerhartsdorf (Urkunde 13. Jh.), im gleichnamigen Dorf gelegen, hat vor der Regulierung der Mattig in einer Schleife des Flusses gestanden. Die alten Herren von Gerhartsdorf hatten ihre Gruft in Ranshofen (heute Teil der Stadt Braunau/Inn). Die Granse von Uttendorf (14./15. Jh.; 1498 ist der Stamm erloschen) besaßen ebenfalls die Herrschaft Geretsdorf, welche von ihnen an die bairischen Herzöge ging (1481). Herzog Albrecht von Bayern schenkte Geretsdorf im Jahre 1562 seinem Kammersekretär Georg Prandstetter wegen treu geleisteter Dienste und versah Geretsdorf mit den Eigenschaften eines adeligen Sitzes. Es werden 1727 die Freiherrn von Freiberg, 1779 die Freiin von Rosenbusch und 1812 Franz Xaver Freiherr von Lerchenfeld als Besitzer genannt. Die letzten drei sind gleichzeitig Besitzer von Schloss Spitzenberg. 1829 kauft Phillipp Freiherr von Venningen, Besitzer von  Schloss Aspach, das Schloss Spitzenberg; damit wird 1830 auch das Schloss Geretsdorf mit Schloss Aspach vereinigt.
1833 beschreibt Pillwein ("Der Innkreis", S 286): "Geretsdorf, ein Dorf nebst einem Edelsitze mit 22 Häusern, 35 Wohnparteyen, 163 Einwohnern, 1/2 Stunde von Mauerkirchen." In Folge wechseln häufig die Besitzer, bis am 3. September 1981 Waldemar Bauer, Franking, bei der Versteigerung Eigentümer wird. Das Ende von Schloss Geretsdorf bescherte ein Brand am 29. September 1983 um 16 Uhr, der nur ein paar geschwärzte Außenmauern übrig ließ.

SCHLOSS FORSTERN
Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Eheleute Josef und Theresia Zöhner daran, die gemachte Erbschaft, das durch Wirschaftskrise und Kriegsjahre herabgekommene Objekt, zu sanieren. Josef Zöhner verdiente sein Geld als Arbeiter in der VMW Ranshofen (Vereinigte Metallwerde Ranshofen). Im Zuge der Bauverhandlungen wurde das Bundesdenkmalamt aufmerksam, da Schloss Forstern typisch für einen kleinen mittelalterlichen Edelsitz und in seinem guten Erhaltungszustand eines der besten noch bestehenden Objekte des gesamten Innviertels ist.
Mit dem Bescheid vom 30. März 1971 erließ das Bundesdenkmalamt folgenden Spruch:
Es wird festgestellt, dass die Erhaltung des Schlosses Burgkirchen, Forstern 1, pol. Bez. Braunau am Inn, OÖ., EZ 102, Gdst. Nr. 1, KG Forstern, gemäß § 1 und § 3 des Bundesgesetzes vom 25. September 1923, BGBl. Nr. 533/23 (Denkmalschutzgesetz), im öffentlichen Interesse gelegen ist.
Begründung: Das beschriebene Objekt zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
Schloss Forstern - heutige Baugestalt großteils aus dem frühen 16. Jh. - ist ein turmartiger, dreigeschossiger Bau mit zwei bis drei unregelmäßigen Achsen an allen vier Seiten. Ein derzeit trockener Graben, der jedoch - wie alte Ansicht von Wening zeigt - mit Wasser gefüllt werden konnte, umgibt das Schloss, wie das anbei befindliche Torhaus. Der Zugang ist von Osten - ursprünglich über eine Brücke, die den Graben überspannend zum Torhaus führte und durch dieses hindurch zum Schloss.
Baubeschreibung: Durch den relativ kleinen Grundriss (Außenmaße der Seiten: NO 9,18; NW 10,62; SW 9,25 und SO 10,62) und die vergleichsweise große Höhe des Baues (14,38 m bis zum Dachansatz) erhält dieser sein turmartiges Aussehen. In die glatten, durchwegs verputzten Mauern (Baumaterial:Tuffsteinquader) sind die in drei Geschossen unregelmäßig angeordneten Fenster glatt eingeschnitten. Der Eingang befindet sich, über wenige Stufen erreichbar, an der Nordwestseite. An der Südwestseite im zweiten und dritten Geschoß je ein Abtritterker, an der Südostseite ein zweigeschossiger gestufter Rechteckerker, der auf einem mehrfach profilierten Steingesimse aufsitzt. Das Satteldach stammt aus jüngerer Zeit und dürfte ursprünglich wesentlich höher gewesen sein. Das gesamte Gebäude ist unterkellert. Keller von außen direkt von der Nordostseite aus begehbar. Keller- und Erdgeschoßräume gewölbt, im ersten Stock sind die Räume flachgedeckt, im zweiten Stock befindet sich eine mit "1552" bezeichnete Kassettendecke; die Erkernische in diesem Raum ist kreuzrippengewölbt.
Bei der Dachreparatur 1985 entdeckte der Hausherr im Estrich des Dachbodens und an einem Dachsparren die Jahreszahl "1904". Am Sparren sind folgende Namen zu lesen: Johann Mertelseder (18. Juli bis 25. September 1904 - wahrscheinlcih die Arbeitsdauer) - Maurer; Johann Moser (18.12.1875 in Henhart) Maurer; Johann Krammer (1877 geb. - 24 Jahre alt) - Maurer; Max Preishuber, Zimmermann; ebenso Georg Schnaitl und Johann Reinthaler.

Schloss Forstern wird urkundlich erstmals in den Traditionen des Hochstiftes Passau in der Zeit zwischen 1013 und 1045 genannt.

Im Verlauf des 14. Jh. geht der Sitz Forstern an Braunauer Bürger über.

1452 und 1457 ist auch Andreas Loder zu Ybden (Ibm) Mitinteressent im Erbschaftsstreit um den Sitz Forstern ("Andreas Loder" S. 8). Ein weiterer tobte 1484 zwischen Georg Neyslinger, Notleich, Stefan Ecker, Pfarrer zu Aurolzmünster, Elrechinger, Leonhard Posenhofer und Adam Seybersdorfer. Die Uneinigkeit der Erben scheint Herzog Georg von Landshut für sich ausgenützt zu haben. (Kunsttopogr. / Bez. Br., XXX)

Mit seinem Freibrief vom 12. Juni 1504 überließ Herzog Albrecht IV., der Weise, der Stadt Braunau den Sitz Forstern, die bis 1850 Besitzerin blieb. Somit wurde die Stadt Braunau Obereigentümer, d. h. Grundherr. Bürgermeister und Ratsherrn bestimmten ab nun einen Lehenträger aus ihrer Mitte, der den Sitz Forstern verwaltete. Erster Lehenträger war ihr Ratsmitglied Konrad Stadler.
Die Belehnungsurkunde vom 7. Februar 1838 ist für Josef Schüdl nach dem Tode Josef Mosers von Kaiser Ferdinand I. ausgestellt. Die letzte Belehnung eben desselben Josef Schüdl wurde durch Kaiser Franz Josef am 2. Oktober 1850 vorgenommen. So oft ein Lehenträger einen Fürsten überlebte, musste er von dessen Nachfolger neu belehnt werden. Dr. Hiereth. St.-Br., S. 140

Über die Bedeutung des kleinen Amtes St. Georgen steht bei Dr. Berger, "Die Pfarren Moosbach-Mining-Weng" S.90:
Während die Pfarrgebiete von Moosbach und Weng dem 14 Pfarren umfassenden Amte Mauerkirchen zugeteilt waren, gehörte Mining zu dem kleinen Amte St. Georgen. Die Kastenamtsgüter (7 Bauernhöfe) in der Pfarre Mining lagen in den Dörfern Amberg, Öppling und Unter-Bergham.

Der Edelsitz Forstern (Herrschaft Forstern) wurde in der Landtafel von 1490 als Hofmark geführt und besaß die Niedergerichtsbarkeit, die sich auch auf die dazugehörigen Bauerngüter erstreckte. Von abhängigen Bauern durfte man Abgaben eingeben.

Pillwein ("Der Innkreis", 1833) beschreibt "Forstern, Vorstern, als ein Dorf mit 13 Häusern, 19 Wohnparteyen, 91 Einwohnern, 1/4 Stunde von Burgkirchen, 3/4 von Mauerkirchen, 2 von Braunau in meistens waldiger Gegend".
Zu den Gebäuden zählten auch Wirtschaftsgebäude, 2 Schmieden, Müllerei, Taverne und eine Papiermühle in Braunau.

"Die Schenkung des Sitzes Forstern war die bedeutendste aller fürstlichen Gnaden, welche die Stadt Braunau durch den Freibrief von 1504 erhielt" schreibt. K. Meindl.

Warum Schloss Forstern der Stadt Braunau geschenkt wurde
Auszüge "Geschichte der Stadt Braunau", 2. Teil, Dr. Sebastian Hiereth im Heimatbuch Burgkirchen S 221 ff.

Der Landshuter Erbfolgekrieg 1504 / 1505
Während der Regierungszeit der drei reichen Landshuter Herzöge Heinrich XVI. (1397 - 1450), Ludwig IX. (1450 - 1479) und Georg (1479 - 1503) war die Stadt Braunau langsam einer wirtschaftlichen Blüte zugeführt worden, die mit dem Erlöschen der niederbayrischen Herzogslinie jäh unterbrochen wurde.
Herzog Georgs Nachkommenschaft von der polnischen Königstochter Hedwig waren zwei Töchter, Elisabeth und Margareth. Letztere verbrachte ihr Leben im Kloster, Elisabeth wurde am 10. Februar 1499 zu Heidelberg mit ihrem Vetter Rupprecht vermählt.
1501 adoptierte Herzog Georg seinen Schwiegersohn in der Absicht, die im Teilungsvertrag von 1392 zwischen den drei Wittelsbacher Linien, München, Landshut und Ingolstadt, festgelegte Erbfolge verhindern zu können. Es war nämlich verabredet worden, dass die Linie, die ohne männliche Erben bleiben würde, von den anderen beerbt werden solle. Schon 1447 war die Ingolstädter Linie ausgestorben.
Da Herzog Georg keinen männlichen Erben hatte, setzte er entgegen der Abmachung von 1392 seine Tochter Elisabeth als Erbin seiner Lande ein. Durch deren Vermählung mit einem pfälzischen Wittelsbacher glaubte Herzog Georg die Erbfolge gesichert zu haben. Noch kurz vor seinem Tod hatte Herzog Georg seinen Schwiegersohn Pfalzgraf Rupprecht zum Statthalter von Niederbayern eingesetzt. Sein Gegenspieler war Herzog Albrecht (IV., der Weise) von München, der es als Schwager König Maximilians verstanden hatte, diesen auf seine Seite zu bringen.
Herzog Georg starb am 1. Dezember 1503 zu Ingolstadt. Der tote Herzog war noch nicht unter der Erde, als schon der Waffenlärm und der Kampf um sein Erbe begann - es kam zum Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05.
So kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, bei der Herzog Albrecht nach dem Frieden des Kölner Reichstagsbeschlusses vom 30. Juli 1505 als Sieger hervorging.

Der neue Landesherr Herzog Albrecht gewährt den getreuten Braunauern, die im Landhuter Erbfolgekrieg auf seiner Seite standen, mit einem Bestätigungsbrief vom 12.Juni 1504 Privilegien, u.a. die Schenkung des Sitzes Forstern mitsamt dem Fischwasser, das da geht bis auf den Inn.

Auszug aus "Geschichte der Stadt Branau", K. Meindl, 1882, S 89 in Heimatbuch Burgkirchen S 223/224:
"Die pfälzische Besatzung verließ Braunau erst wieder nach dem Friedensschlusse in Folge des Kölner Reichtagsabschiedes ddo 30. Juli 1505. Groß waren die Leiden der Bürgerschaft der Stadt Branau während dieses unseligen Krieges, den der Abt Angelus Rumpler von Formbach als die Niederlage und das Unglück Bayerns bezeichnet, noch größer die Heimsuchung der armen Bewohner der Umgebung, welche von kleiner Mauer geschützt von den Söldnern jeder Partei unbarmherzig mit Feuer und Schwert bedrängt wurden".
Anmerkung: "Die Landshuter Hochzeit" - Die Hochzeit Herzog Georgs von Landshut mit der polnischen Königstochter Hedwig (Jadwiga) im Jahre 1475 gilt als die prunkvollste, die in die bayrische Geschichte eingegangen ist.

DIE EDELSITZE
Im Tale der Mattig und den sie begleitenden Höhen des Hartberges und Semmelberges entstanden sehr früh große Landgüter, sog. Maier- oder Sedelhöfe (Edelsitze), die von abhängigen Bauern Abgaben in Form von Geld (Stift) und Naturalien (Gülten) einhoben. Im Gemeindegebiet Burgkirchen waren einst zehn Edelsitze: Forstern, Geretsdorf, Spitzenberg, Egilsee, Penning, Brunning, Hartberg, Seiboldsdorf, Atzing und Hermating.

J. Strnadt schreibt 1909 in "Zur Geschichte der Entwicklung der Gerichtsverfassung" S 328/329: "Vom Tode Kaiser Josefs des Zweiten bis zur Abtrennung des Innviertels und des wesentlichen Teiles des Hausruckviertels, d. i. im Jahre 1790 bis zum Jahre 1810 (nach dem Instanz Kalender auf 1808), ist uner "Distriktskommissariate" und "Leitungsobrigkeiten" im Innviertel neben Mauerkirchen auch Spitzenberg genannt. Unter Hofmarchen und Size" (S 334) werden Forstern, Geretsdorf und Spitzenberg als solche erwähnt".

Nach der Landnahme des Innviertels durch Österreich 1779 zählt Forstern durch die Stadt Braunau zum Herrn- und Ritterstande.